Vor dem Leiter der
türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, hat Papst Benedikt XVI. das gemeinsame
Erbe und die gemeinsame Verantwortung von Christen und Moslems betont. Um die Idee
der Brüderlichkeit zu veranschaulichen, nutzte er ein Zitat aus dem 11. Jahrhundert,
in dem Papst Gregor VII. zu einem nordafrikanischen muslimischen Prinzen spricht.
Auch das Kapitel Religionsfreiheit berührte Papst Benedikt, wenngleich nur mit einem
einzigen Satz am Ende der Rede. Hier die Kernaussagen der Ansprache, die wir aus dem
Englischen übersetzten.
"Christen und Moslems gehören zu der Familie jener,
die an einen Gott glauben und die, entsprechend ihrer jeweiligen Tradition, ihre Abstammung
auf Abraham zurückführen. Diese menschliche und spirituelle Einheit in unseren Ursprüngen
veranlasst uns, einen gemeinsamen Weg zu suchen; denn wir spielen eine Rolle im Streben
nach grundlegenden Werten, die so bezeichnend für die Menschen unserer Zeit sind.
Als Männer und Frauen der Religion stehen wir vor Herausforderungen, wenn es um die
weit verbreitete Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Entwicklung, Solidarität, Freiheit,
Sicherheit, Frieden, Verteidigung des Lebens und Umweltschutz geht.
Der
beste Weg nach vorne ist ein authentischer Dialog zwischen Christen und Moslems, der
auf der Wahrheit gründet und sich am aufrichtigen Willen ausrichtet, einander besser
kennen zu lernen – im Respekt vor Unterschieden und in Anerkennung der Gemeinsamkeiten.
Dies wird zu einem wahren Respekt für die verantwortlichen Entscheidungen führen,
die jede Person trifft, besonders jene, die sich auf grundlegende Werte und persönliche
religiöse Überzeugungen berufen.
Als Beispiel für brüderlichen Respekt
möchte ich einige Worte zitieren, die Papst Gregor VII. im Jahr 1076 an einen nordafrikanischen
muslimischen Prinzen richtete, der sich Christen gegenüber sehr wohlwollend verhalten
hatte. Papst Gregor sprach über die besondere Nächstenliebe, die Christen und Moslems
einander schulden, „weil wir an einen Gott glauben, wenngleich auf verschiedene Weise,
und weil wir Ihn jeden Tag als Schöpfer und Herrscher der Welt loben und preisen.“
Religionsfreiheit,
die institutionell garantiert und in der Praxis tatsächlich respektiert wird, stellt
für alle Gläubigen - sowohl für Individuen als auch für Gemeinschaften - die notwendige
Bedingung dar, um im Geist des Dienstes ihren treuen Beitrag zum Bau der Gesellschaft
zu leisten, besonders dort, wo es um die Schwächsten und Ärmsten geht." (rv 28.11.06
gs)